Marlen-Christine Kühnel

Botschaft

Wenn wir wirklich ehrlich zu uns sind, dann müssen wir zugeben, dass unser Leben alles ist, was uns wirklich gehört. Also bestimmen wir die Art, wie wir unser Leben führen, was für Menschen wir sind (César Chavéz).

Kaum auf der Welt beginnt der große Prozess der Beeinflussung durch Eltern, Geschwister, Oma, Opa. Wir lernen, dass wir geliebt werden, wenn wir brav und artig sind, wenn wir viel leisten. Der Kindergarten, die Schule, die Freunde, die Arbeitskollegen leisten emsig Umformarbeit. Die Leistungsgesellschaft biegt uns in Bahnen, die wir – vielleicht – gar nicht gehen wollten. Die Medien legen noch ein Schauferl nach und erzählen uns täglich, was wir unbedingt zum Leben brauchen. Wir werden zurechtgeschliffen, in Gruppen eingeteilt; wir müssen funktionieren. Wir müssen vor allem der Gesellschaft dienlich sein. Sind wir das nicht, werden wir zum Außenseiter. Immer schon wurden Menschen, die gegen den Strom schwimmen, die sich von der Masse nicht mitreißen lassen, als seltsam eingestuft.

Ödem von Horvath hat einmal gesagt: „Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu.“ Lassen Sie sich diesen Satz ganz langsam auf der Zunge zergehen und fragen Sie sich: Trifft diese Aussage auf mich zu? Sind auch Sie das Tauschgeschäft eingegangen: Hier Leistung – da Liebe und Anerkennung?

Oder leben Sie Ihr ganz persönliches Leben? Vielleicht Ihre Berufung? So wie ich. Ich lebe meine Berufung und behaupte von mir: ich lebe immer dort, wo ich leben möchte. Ich habe genau den Partner, der zu meinem Leben passt. Ich übe genau den Beruf aus, der mich täglich mit Freude erfüllt: Schreiben, Lesen, Veröffentlichen. Ich lebe zwischen Stadt und Land und bin immer dort, wo ich gerade bin, zufrieden, ohne jetzt dem anderen nachzutrauern oder es mit Sehnsucht zu verfolgen. Jetzt- nur im Jetzt – können wir leben, genießen, lieben. Meine Meditation und meine Erdung für meine geistige Arbeit sind meine Tiere.  Sooft ich Zeit habe, beobachte ich sie,  füttere ich sie; sie lehren mich das Leben. Neben meinem Stadtleben habe ich einen Gemüsegarten, der mir unverfälschte Nahrung schenkt. Er versorgt mich mit Samen, Früchten, Gemüse, Kartoffeln, Nüssen; schenkt mir Wasser und Holz. Der Kreislauf der Natur gibt mir Weisheit, Geborgenheit, Offenheit. Lässt mich am Abend dankbar einschlafen und neugierig einen neuen Morgen begrüßen. Zum Glück benötigen wir ganz wenig.

Das Leben schwindet oder weitet sich aus im Verhältnis zum eigenen Mut. (Anais Nin). „Woher nahmen Sie den Mut eine sichere Arbeitsstelle zu verlassen und heute als Künstlerin zu leben?“ werde ich oft gefragt. Mein Körper gab mir deutliche Signale, zeigte mir den Weg. Ohne Krankheit würde auch ich noch in falschen Bahnen laufen. Meine Krankheit war meine Rettung. Heute, Jahre danach, blicke ich dankbar auf mein bisheriges Leben zurück.  Ich habe alles erlebt, was ich erleben wollte. Alles Weitere ist Be-REICH-erung. Das Tüpfelchen auf dem I, Seligkeit, Glück, Freude. Manchmal natürlich auch Trauer. Wut. Verzweiflung über Gier und Neid, über Menschen, die beurteilen, verletzen. „Alles nur Fassade“, „Schein oder Sein“, die Titel meiner Werke. Mich interessiert das Menschliche, das wir aus Angst vor Verletzungen sorgsam hinter unseren Masken verstecken. Haben Sie Mut, zeigen Sie ihr wahres Sein – und Menschen kommen auf  Sie zu und beREICHern ihr Leben!

Zu wissen, was du willst, anstatt demütig zu dem Ja und Amen zu sagen, von dem dir die Welt vorschreibt, dass du es wollen sollst, bedeutet, dass du deine Seele lebendig gehalten hast. (Robert Louis Stevenson). Meine Seele ist lebendig. Ich gehe langsam durch das Leben, beobachte, speichere meine Eindrücke. So entstehen Gedichte, Erzählungen, Romane. Das Leben bietet uns genug Stoff für viele Bücher. Wir müssen nur unsere Sinne öffnen: hören, sehen, riechen. Im Trubel der Leistungsgesellschaft gehen unsere Instinkte verloren, unser sechster Sinn verkümmert. Wir laufen von einem Termin zum nächsten event, von einer Party zur nächsten Einladung und werden atemlos.
Die Hawaiianer sagen „Aloha“ zum Abschied. Das bedeutet Teilen des göttlichen Atems und darüber hinaus Geduld, Einheit, Friedfertigkeit, Demut, Sanftheit. Uns Europäer nennen sie die „Menschen ohne Atem“, wohl weil wir durch das Leben hetzen und uns damit Bedeutung geben.

Haben Sie heute schon geliebt?  Waren Sie heute schon echt? Unverfälscht?
Hatten Sie den Mut einem grantigen Gesicht in der Straßenbahn ein Kompliment zu machen? Um dann dieses erstaunte Lächeln zu ernten, das wie eine Sonne auf brachen Boden fällt.
Waren Sie heute schon mutig und haben ein lautes NEIN gesagt. Nein zu Willkür, Nein zu Lieblosigkeit, Nein zu Oberflächlichkeit, Nein zu Kränkungen, Nein zur Überforderung.

Nehmen Sie sich Zeit, um Ihren persönlichen Weg zu gehen und lassen Sie kein ABER zu. Die ABER verstellen uns den Weg. Sie gilt es wegzuräumen. Und Türen gehen auf und Sie müssen nur noch durchgehen!

Dazu wünsche ich Ihnen viel Mut und Freude.

Sollten Sie sich Zeit nehmen, um mir Ihre Gedanken zu schreiben, freue ich mich.

Mail an marlenchristine@gmx.at